Das Lager

Mittelbau - Dora

Nach der Bombardierung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde entsteht am 28. August 1943 das Lager “Dora” als Aussenlager des KZ Buchenwald. Die ab September eintreffenden Häftlingstransporte werden zu Ausbauarbeiten im Stollensystem eingesetzt.

Von Beginn an hatte die SS an der Südseite des Kohnsteins in der Nähe des Ausganges des Fahrstollen B die Errichtung eines Barackenlagers geplant. Gegen den Einspruch der SS-Verwaltung in Berlin hatte Kammler diese Bauaufgaben jedoch als weniger dringlich eingestuft. Die SS trennte die Quer- stollen 43 bis 46 auf der südlichen, unvollendeten Seite der Fabrik ab, und die Häftlinge errichteten hölzerne vierstöckige Etagenbetten darin. Bis zu deren Fertigstellung waren die Häftlinge gezwungen auf Stroh oder dem blanken Felsboden in den Stollen zu schlafen

Jean Michel beschrieb seinen ersten Arbeitstag als Häftling in Dora am 14. Oktober 1943 folgendermassen:

Der erste Tag ist schrecklich. Kapos [Häftlings-Vorarbeiter] und SS treiben uns mit höllischer Geschwindigkeit an, Schreie schallen durch die Reihen, drohen mit der Erschießung; es sind Dämonen! Der Lärm bohrt sich in den Kopf hinein und legt die Nerven blank.

Der wahnsinnige Rhythmus dauert fünfzehn Stunden an. Ankunft in den Schlafstollen ... wir versuchen nicht einmal, die Bettgestelle zu erreichen. Vollkommen erschöpft sinken wir auf die Felsen, auf den Boden nieder. Von hinten stossen uns die Kapos weiter. Die Hinteren stolpern über die Körper ihrer Kameraden weiter. Bald liegen tausend verzweifelte Männer da, am Rand ihrer Kräfte angelangt und von Durst geplagt, und warten auf einen Schlaf, der nie kommt, schließlich sind das Schreien der Wachen, der Lärm der Maschinen, die Explosionen und das Läuten der Glocke [der Lokomotive] auch hier noch zu hören.”

Neben den katastrophalen hygienischen Bedingungen sind die Häftlinge den Launen der Wächter, Kapos und Blockältesten ausgesetzt. Diebstahl und Grausamkeit untereinander sind “normal”.

Die Zahl der Todesopfer steigt im Dezember, bedingt durch Ruhr-, Lungen- entzündung- und Tuberkuloseepidemien , auf 670 an. In den Monaten bis März 1944 sterben durchschnittlich 20 - 25 Häftlinge pro Tag. Die offizielle Zahl der Toten wird für die ersten 6 Monate mit 2882 angegeben. Zu dieser Zahl muss noch einmal die gleiche Zahl an Häftlingen dazugerechnet werden, die selektiert und nach Lublin-Majdanek oder Bergen-Belsen verschickt werden

Zunächst werden die Toten auf Lastwagen nach Buchenwald zurückgebracht, um dort im Krematorium verbrannt zu werden. Im Januar 1944 triff jedoch eine mobile Verbrennungsanlage ein und Ende März wird das Lagereigene Krematorium in Betrieb genommen.

Mit Errichtung des Barackenlagers geht die Sterblichkeitsrate zurück. Die Verbesserungen des Gesundheit- zustandes der Häflinge wird von der Industrie gefordert, um die Unter - brechungen im Produktionsablauf so gering wie möglich zu halten. Anfang 1944 müssen 4500 der 10000 Häftlinge noch im Stollen schlafen. Erst im Mai erfolgt die endgültige Räumung der unterirdischen Unterkünfte

Am 1. Oktober 1944 wird das Aussenlager “Dora” das selbständige KZ “Mittelbau” mit 30 Aussenkom - mandos.  Es hat nun alles was ein eigenständiges KZ - Lager haben sollte: Krematorium, Gefängnis, Krankenbaracke, einen Puff und als wichtigstes aus Sicht der SS -

 eine Häftlingsmusikkapelle

Mit der Auflösung der KZ - Lager im Osten ab Januar 1945 werden immer mehr Häftlinge nach “Dora-Mittelbau” verlegt. Durch die Überbelegung und Verschärfung der Repressalien von Seiten der SS wird das Überleben im Lager wieder schwieriger. Die Sterblichkeitsrate steigt

Anfang April 1945 beginnt die Evakuierung des Stammlagers und der Aussenlager

 Die “Todesmärsche” fordern von den geschwächten Häftlingen einen hohen Blutzoll. Am 11. April 1945 betreten die ersten US - Soldaten das Lager.

das Krematorium 1945

das Lagergefängnis

unten: heutiger Zustand

oben und unten: Reste der sogenannten Kinobaracke

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