Wer jemals den legendären Prüfstand VII gesehen hat , ob im Original , als Modell im Deutschen Museum bzw. im Oberth-Museum in Feucht oder in Ausschnitten von Dokumentarfilmen, wird enttäuscht sein, was sich heute dem Betrachter bietet. Bewachsen mit Bäumen, Sträuchern und auch Farnen und Blütenpflanzen, bietet er nicht den Eindruck, als sei dies der Platz gewesen, von dem sich jemals eine Rakete erhob oder gar von hier aus der Schritt ins Weltall getan wurde. Im wesentlichen ist nur noch die Umwallung zu sehen, währenddessen ringsherum die Beton- und Ziegelbrocken in größeren Mengen liegen, jeweils an den Stellen, wo einst Gebäude, Bunker oder Werkstätten (teils in der Umwallung) standen..
Zum Glück gibt es zum Prüfstand VII noch Zeichnungen und Fotos, so daß man in der Lage ist, die Trümmer entsprechend zuzuordnen
Als wichtige Orientierungs-Punkte, weil noch gut erreichbar, waren und sind die "Schurre", ein großes Betonbecken für die Ableitung des Gasstrahls, der bei der A 4 einen Schub von 8 t in der Vor- und 25 t in der Hauptstufe erzeugte, sowie der eigentliche Startplatz
Für die Wasserversorgung gab es hinter dem Wall sowohl ein Pumpenhaus als auch 3 riesige Wasserbehälter und einen Kühlturm, um die Überhitzung des Kühlwassers im Prüfstand zu vermeiden.
Der Prüfstand selbst mußte auch so manchen Fehlversuch hinnehmen; die Brände bei den sofortigen Versagern in der "Arena" waren ja noch relativ schnell zu bekämpfen, wenn sich der Alkohol mit dem ausfließenden flüssigen Sauerstoff mischte und explosionsartig verbrannte, wenn aber schon eine gewisse Höhe erreicht wurde bzw. die Projektile wieder zurück kamen, dann waren größere Schäden in der näheren Umgebung nicht auszuschließen. Einem dieser Fehlversuche fiel u.a. auch der genannte Kühlturm zum Opfer. Es ist durch Zeugenaussagen belegt, daß nach derartigen Schäden hauptsächlich KZ-Häftlinge für die Beseitigung herangezogen wurden, die hinter der "Arena" unter Bewachung in Bereitschaft standen.
Der P VII weist aber auch etliche Treffer von Bomben auf, die sowohl beim Nachtangriff der Briten vom 17./18.8.1943 als auch von den Tagesangriffen im Jahre 1944 durch die Amerikaner stammen.
Man machte sich aus den verschiedensten Gründen nicht mehr die Mühe, die Umwallung in Ordnung zu bringen bzw. überhaupt außerhalb des Prüfstandes groß aufzuräumen. Ein wirklicher Grund stellt die Tarnung gegenüber den Luftaufklärern dar, die meist unbehelligt über Peenemünde ihre Aufnahmen machten.
Die Startstelle ist heute ein mit Bäumen bewachsener Fleck, man findet sie aber relativ schnell, weiß man ein wenig über die Lage Bescheid. An der einen Wallseite in unmittelbarer Nähe der Schurre ist die Betonfläche erkennbar, die die heißen Gase ableitete. Weiterhin gibt es noch wenige Eingänge in das Gangsystem innerhalb des Walles - heute ein idealer Platz für die Nachtlager der verschiedensten kleinen Raubtiere. Die Prüfräume und Werk- räume und Werkstätten im Wall sind alle mit einer Gründlichkeit zerstört, die einen Wiederaufbau unmöglich machen..
Alles, was außerhalb des Walles an Einrichtungen war, ist ebenfalls nur noch als Trümmerhaufen erkennbar.Die große Vorbereitungshalle, einst stolze 35 m hoch, ist jetzt ein Ziegel - und Betonhaufen von ca. 4 m Höhe.Die Kaltspritzstände sind nur noch anhand herausragender Kabelenden erkennbar und die Strecke, auf der die Verschiebebühne einzelne Raketen transportierte, ist mit Wasser vollgelaufen.
Ein trostloser Anblick
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Frei nach H.Tresp
Bei der "Schurre" - ich bleibe der Einfachheit halber bei diesem Begriff - wurde in einem Gerüst die Rakete über die tiefste Stelle gehängt, um dann einen Brennversuch mit dem Triebwerk durchzuführen. Damit der Beton nicht schmolz, wurde dieser an den Seitenflächen durch Stahlplatten geschützt, hinter denen Wasser mit einer Kapazität von 500 Litern pro Sekunde durchfloß. Am Boden gab es ein Kühlschlangensystem aus Spezialstahl, welches die gleiche Aufgabe hatte. Die Rakete hing in ca. 8 m Höhe über dem Boden. Für ca. 60 Sekunden tobte dann die Hölle, wenn die heißen Gase ihre Kräfte freigaben, denn immerhin entwickelte das Triebwerk eine Leistung von über 500.000 PS und es dauerte trotz der Kühlung lange, bis der Beton wieder anfaßbar war